25
Januar
2013

Wissenswertes über die typografische Ligatur

Demo_ligatur"Was ist eigentlich eine Ligatur?", wurde ich vor einiger Zeit gefragt. Grund genug für mich, um sich diesem Thema ein wenig mehr zu nähern und darüber einen neuen Blog-Beitrag zu verfassen.

Unter einer Ligatur versteht man die drucktechnische Verbindung von zwei Buchstaben zu einer optischen Einheit. Der Begriff Ligatur entspringt dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Verbindung. Ligaturen entstanden hauptsächlich zur optischen Korrektur eines Schriftbilds. Heutzutage werden im Schriftsatz hauptsächlich Ligaturen verwendet, die aus der Verbindung des Buchstaben f mit Lettern wie i, l oder t bestehen, also wenn zwei Buchstaben mit Oberlängen aufeinander folgen fi, fl, ft. Ohne Ligatur entsteht eine optische Lücke zwischen den Buchstaben, die beim Lesen stören würde. Ursprünglich waren auch Schriftzeichen wie ß, æ, œ Ligaturen.

In den europäischen Schriften sind Ligaturen heutzutage nur mehr Elemente der grafischen Struktur der geschriebenen Sprache. D. h., sie sind weitestgehend nicht mehr notwendiger Bestandteil des Schriftsystems. Für das Setzen von Ligaturen gibt es keine verbindlichen Vorschriften, sie finden heute vor allem noch im anspruchsvollen Schriftsatz Verwendung, im Zeitungssatz werden Ligaturen aus Zeitgründen inzwischen weggelassen.

Ligaturen
Quelle: Wikipedia

Hätten Sie's gewusst?

Das deutsche ß (Eszet) hat sich in den gebrochenen Schriften des Spätmittelalters vermutlich als Ligatur aus langem ſ und z (ſz) entwickelt. Das lange ſ geriet dann im 18. Jahrhundert außer Gebrauch und auf der orthografischen Konferenz von 1901 wurde das ß zur offiziellen Regel. Im modernen Computersatz wird die ß-Ligatur als ein Buchstabe behandelt.

Der Buchstabe w beispielsweise hat sich als Ligatur aus je zwei Buchstaben u bzw. v entwickelt. In manchen Sprachen ist dieser Ursprung heute noch an der Buchstabenbezeichnung zu erkennen, im Englischen double u, also „Doppel-u" oder im Spanischen doble uve oder doble v, also „Doppel-v".

Und dann gibt es da noch die Zeichen &, % und @

Das heute als Kaufmanns-Und bekannte &-Zeichen ist eine Ligatur aus den ursprünglichen Einzelbuchstaben „e" und „t" („et", lat. „und").

Das Prozent-Zeichen % ist eine Ligatur von „cto" (ital. cento = hundert).

Das heute in jeder E-Mail-Adresse verwendete @-Zeichen ist eine Ligatur aus „at" oder „ad". Wann genau und von wem diese Ligatur entwickelt wurde, ist noch nicht endgültig geklärt, da verschiedene Quellen sich auf unterschiedliche Thesen stützen.

Übrigens, der Begriff Ligatur wird auch in der Musik und in der Medizin verwendet.

Geschrieben von Martin Marotz Kategorie Design, Technik

Über den Autor

Martin Marotz

Martin Marotz

Martin Marotz ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der modus_vm GmbH & Co. KG. Vor der Gründung von modus_vm war er über 15 Jahre als Werbe- und Marketingleiter in unterschiedlichen Unternehmen der Markenartikelindustrie tätig. Heute berät er bei modus_vm eine Vielzahl von mittelständischen Kunden in Marketingfragen mit immer neuen Ideen.

Im lokalen Umfeld engagiert sich Martin Marotz als Verantwortlicher für die Geschäftsstelle des VVF e.V., dem aktiven Handels- und Gewerbeverein in Stuttgart-Vaihingen.

Im Privaten engagiert sich Martin Marotz ehrenamtlich als Schwimmtrainer im Sportverein Vaihingen. Der ausgebildete Rettungsschwimmer und Schwimmtrainer trainiert Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren, sorgt für die richtige Schwimmtechnik und verbessert die Kondition der jungen Schwimmer. Für Erwachsene Schwimmer bietet er Kurse zur Verbesserung der Schwimmtechnik an.