12
Oktober
2012

Regionalität – das neue Zauberwort des Genusses

Essen und Trinken sind die ältesten kulturellen Handlungen des Menschen. Esskultur spiegelt den Wertewandel einer Gesellschaft und deren sozialer Gruppen wieder, wie kaum eine andere Kultur. „Du bist, was du isst“, dieser Spruch trifft in aller Knappheit.

Gastautor Frank RemboldIn niedrigen sozialen Schichten gibt es mehr Übergewichtige und die Lebenserwartung sinkt. Erschreckend belegt das eine Studie des Robert-Koch-Instituts: an Diabetes Typ 2 waren im Jahr 2006 4,2 % der Oberschicht, 6,8 % der Mittelschicht und 11,5 % der Unterschicht erkrankt. Das hat neben anderen ungesunden Verhaltensweisen, wie Rauchen, hoher Alkoholkonsum und mangelnde Bewegung, eben auch mit den Ernährungsgewohnheiten zu tun.

Aufgeklärte Genussmenschen machen sich Gedanken über ihre Ernährung. Der Trend in der Topgastronomie und beim privaten Konsum geht die letzten Jahre stark in Richtung Regionalität. Das ist die logische Weiterentwicklung des Bio-Trends, denn ist ein Bioprodukt aus Hunderten oder gar Tausenden von Kilometern entfernten Anbauzonen wirklich ökologisch sinnvoll und nachhaltig? Wohl eher nicht.

Angekommen ist dieser Trend längst auch in Gourmetkreisen. Die Zeitschrift „Restaurant Magazin“ würdigte das Kopenhagener Restaurant "Noma" bereits wiederholt mit dem Titel „bestes Restaurant der Welt“. Bemerkenswert daran ist, dass im Noma vorwiegend regionale und saisonale Lebensmittel gereicht werden.

Solche Restaurants finden sich auch in Deutschland häufig, unter den „Restaurant Magazin Top-50-Restaurants weltweit" sind auch zwei aus Deutschland, die mit ähnlichen Prinzipien erfolgreich arbeiten wie das Noma.

Eines dieser innovativen regionalen Restaurants ist das „Essigbrätlein“ in Nürnberg. Interessierte können in meinem Blog detailliert über den Besuch dort nachlesen.

Dieser Trend wirkt sich natürlich auch auf den Weinkonsum aus. Speisen und Weine aus derselben Region harmonieren in der Regel sehr gut. Daher sind Weine aus Deutschland und Österreich seit einigen Jahren die Wachstumsregionen im Weinfachhandel. In vielen Restaurants der „jungen wilden Köche“ haben sie französische und italienische Gewächse von den Weinkarten verdrängt, weil ihre Qualität seit Jahren herausragend ist und sie mit dem modernen Stil der leichten Küche eine perfekte Einheit bilden.

Natürlich ist dieser Entwicklung ein Stil- und Qualitätswandel vorangegangen, der auch international bemerkt wurde. Während in Österreich der hochwertige trockene Weißwein eine lange Tradition hat, hat diese Entwicklung in Deutschland erst in den letzten zwei Jahrzehnten richtig Fahrt aufgenommen. Eine große Bedeutung kommt dabei der Einführung der sogenannten großen Gewächse zu, welche die Qualität deutscher Spitzenlagen in neue Sphären geführt hat und auch ein international übliches Preisniveau dafür etabliert hat, das die Erzeugung dieser Spitzenweine erst rentabel macht.

Aber nicht nur beim Weißwein, auch beim Rotwein ist ein Quantensprung passiert. Deutsche Spätburgunder lehren die internationale Konkurrenz inzwischen das Fürchten. In einer Aufsehen erregenden Probe im Oktober 2011, wurden in London 40 Pinot Noirs (= Spätburgunder) aus 10 Nationen verdeckt verkostet. In den Top 10 platzierten sich sieben Weine aus Deutschland!

Geschrieben von Frank Rembold Kategorie Unternehmensführung

Über den Autor

Susanne Martin

Frank Rembold

Meine große Leidenschaft gilt den kulinarischen Dingen des Lebens. Als Folge meiner genussorientierten Passion für Wein entwickelte ich im Laufe der Jahre auch vielfältige Kochkenntnisse und beschäftige mich intensiv mit der Kombination von Wein und Speisen.

In meiner ständig aktualisierten privaten Wein-Datenbank befinden sich derzeit ca. 15.000 persönliche Verkostungsnotizen hochwertiger Weine aus aller Welt. Diese dienen neben der Qualitätsbeobachtung vieler Winzerbetriebe auch der selbstkritischen Kontrolle meiner eigenen Verkostungsleistungen und der Überprüfung der ursprünglichen Entwicklungsprognosen der Weine und fördern damit den persönlichen Erfahrungszuwachs.

Seit 1985 bin ich beruflich mit dem Thema Wein verbunden. Meine wichtigsten Stationen in Kurzform: Kundenbetreuer bei den Kellereien Mövenpick, Stuttgart; Filialleiter Mövenpick Weinland, München; Einkäufer & Filialleiter Südwein, München. Seit Juni 2004 Einkaufsleiter der CM exclusive Weine GmbH, seit 2009 zusätzlich Betreueung der www.domoVino.de in Sachen Einkauf, Marketing, Webmarketing ...

Fremde Kulturen faszinieren mich. Daher sind eine weitere Leidenschaft individuelle Reisen in ferne Länder. Dabei darf es auch mal nicht um Wein gehen. Gerne beschäftige ich mich auch mit zeitgenössischer Kunst und Musik.

Last but not least: Ich bin ein sehr werteorientierter Mensch. Den Basiswert Verantwortung sehe ich als Grundlage meines beruflichen und privaten Handelns. Verantwortung verstehe ich nicht nur aus der Sicht der Haftung, sondern vielmehr als Verpflichtung zur Gestaltung und Weiterentwicklung meiner beruflichen und persönlichen Perspektiven. Lösungsorientiertes und selbstständiges Handeln ist meine oberste Maxime, Toleranz und Freiheit wichtige Eckpfeiler meines Daseins.

Frank Rembold
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