25
Januar
2012

Wie privat ist Facebook noch?

Ich arbeite gerade an einem Beitrag über die Wahl der Plattformen als Bestandteil der Social-Media-Strategie. Dabei habe ich folgende These aufgestellt: Facebook ist ein eher privates Medium.

Demo_facebook

Die Mitglieder in Facebook möchten eher private als geschäftliche Kontakte über Facebook pflegen. Auch was das Fan-Werden angeht, so meine These, werden die Mitglieder eher Fan von Unternehmen, die sie als Privatperson interessant finden, als von Unternehmen, mit denen die Mitglieder geschäftlichen Kontakt pflegen. Diese These würde in aller Konsequenz bedeuten, dass Facebook für B2B-Unternehmen häufig nicht die richtige Plattform ist.

 

 

Aber kann man heute tatsächlich noch behaupten, dass Facebook ein eher privates Medium ist? Da ich meiner eigenen These nicht ganz traue bzw. berechtigte Zweifel daran habe, allein weil das auch auf mich und viele meiner Facebook-Freunde nicht mehr ganz zutrifft, habe ich mir die Mühe gemacht, mich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. Im Namics Webblog hieß es bereits vor über einem Jahr, dass auf Facebook Privates und Geschäftliches immer mehr verschmilzt. Dabei handelt es sich zwar auch um eine nicht belegte, persönliche Einschätzung des Autors, aber auch viele Kommentare stimmen Susanne Franke zu.

Auch in Forenbeiträgen auf Xing wird dieses Thema fleißig diskutiert. Hier geht der Tenor eher in die Richtung, dass das persönliche Facebook-Profil nur für private Kontakte genutzt wird, geschäftliche Kontakte sollten dagegen über eine Unternehmensseite gepflegt werden.

Immer wieder kommt in diesen Diskussionen auch die Idee auf, auf Facebook zwei Accounts anzulegen, einen für geschäftliche Zwecke, den anderen als Privatperson. Nur ist das auf Facebook verboten und kann daher keine praktikable Lösung sein.

Vielleicht ist aber auch Google+ und das Anlegen der sog. Circles eine Lösung. Geschäftliche Kontakte können hier einfach in einen extra Circle geschoben werden, für den man dann andere Regeln festlegen kann als für seine privaten Kontakte. Auf Facebook ist es zwar auch möglich, Kontakte in Listen einzuordnen, das ist aber (noch) nicht so komfortabel wie auf Google+.

An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Blick auf Xing werfen. Immer wieder habe ich gehört, dass Xing massiv Mitglieder verloren hat und da heißt es dann ja schnell, dass das Netzwerk kurz vor dem Aus steht. Und das wiederum könnte ja ein Indiz dafür sein, dass ein reines Businessnetzwerk nicht mehr so interessant ist. So heißt es auf media-treff, dass Xing bis zu 25 % seiner Mitglieder verloren hat, das einerseits auf eine Abwanderung zu anderen Netzwerken zurückzuführen sei. Xing selbst sieht das natürlich anders. In einer Klarstellung vom 14.01.2011 im eigenen Blog heißt es: „XING hat in allen Quartalen 2010 ein starkes Mitgliederwachstum verzeichnet.“ Und auch die aktuellen Zahlen, die Xing im August diesen Jahres vorgelegt hat, sprechen eine andere Sprache. Das Unternehmen ist auf Wachstumskurs, zumindest was den Gewinn angeht. 

XING-Vorstandschef Groß-Selbeck sieht auch keine Vermischung von privaten und geschäftlichen Netzwerken. In einem Interview mit heute.de spricht er von einer klaren Positionierung gegenüber Facebook: „... denn wir sind ganz klar im Segment des beruflichen Netzwerkens positioniert und damit komplementär zu Facebook.“

Im Zweifel für den Angeklagten: Also lässt sich durch die Xing-Mitgliederzahlen bisher auch nicht bestätigen, dass wirklich eine Abwanderung von Xing zu Facebook oder anderen Netzwerken stattfindet, oder dass gar ein reines Businessnetzwerk für die Nutzer nicht mehr relevant ist. Für mich heißt das, weitere Indizien suchen.

Zu dem Thema private Nutzung von Facebook findet man im Internet viele Einzelmeinungen, aber wirklich statistisch relevant sind diese ja nicht. Und um eine qualifizierte Aussage treffen zu können, sind diese Meinungen nicht ausreichend. Also habe ich mich noch tiefer in das Thema begeben und noch einige Studien gefunden.

Eine Umfrage von internetworld.de bestätigt meine These, dass Facebook vermehrt privat genutzt wird. Laut internetworld.de nutzen 55% das Netzwerk rein privat, bei 40%, der Befragten vermischt sich die private und die geschäftliche Nutzung. Als reines Businessnetzwerk nutzen gerade einmal 5% der Befragten Facebook. Die Umfrage ist schon 1,5 Jahre alt, im Social-Media-Zeitalter sicher eine Ewigkeit, dennoch erwähnenswert, da dies eine der wenigen Statistiken zu diesem Thema ist, welche ich gefunden habe. Und 40% die Facebook für beide Zwecke verwenden, ist doch eigentlich gar nicht so wenig. Hochgerechnet auf die 20 Mio. Mitglieder in Deutschland wären das immerhin 9 Mio. Nutzer, die das Netzwerk entweder rein Geschäftlich oder immerhin auch Geschäftlich nutzen. So gesehen sind das doch wesentlich mehr Nutzer als auf Xing. Es wäre interessant zu wissen, ob sich dieser Wert seit dieser Umfrage signifikant verändert hat und vermehrt eine Vermischung zwischen Privat und Geschäftlich stattfindet.

Interessant sind auch die Ergebnisse einer Studie des Unternehmens Kienbaum, das die Akzeptanz und die Nutzung von E-Recruiting in Netzwerken wie Facebook untersucht hat. Demnach können sich 30% der Befragten prinzipiell vorstellen, „... Fan/Follower eines Unternehmens in einem privaten Social Network zu werden“.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie: „Insgesamt wird die Präsenz von Arbeitgebern in privaten Social Networks bislang eher negativ wahrgenommen, da die Nutzung dieser Portale dem Privatleben zugerechnet wird.“ Auch wenn die Studie sich auf „die Präsenz von Arbeitgebern in privaten Social Networks“ bezieht, so lässt die Aussage, dass diese Portale eher dem Privatleben zugeordnet werden, wichtige Rückschlüsse für meine These zu. Auch hier muss ich aber betonen, dass die Studie schon ein Jahr alt ist.

Fazit

Wirklich verlässliche und aktuelle Zahlen habe ich bisher zu diesem Thema nicht finden können. Dennoch zeigen meine Ausführungen, dass für viele Nutzer Privates und Geschäftliches verschmilzt. Auch wenn bei vielen noch eine gewisse Skepsis besteht gegenüber Unternehmen in Netzwerken wie Facebook, kann nicht mehr pauschalisierend eine Trennung Facebook = Privat und bspw. Xing = Geschäftlich stattfinden. Mit dieser Entwicklung müssen sich auch B2B-Unternehmen auseinandersetzen. Trotzdem ist Facebook deshalb nicht gleich für jedes B2B-Unternehmen relevant. Der Frage, welche B2B-Unternehmen sinnvollerweise auf Facebook aktiv werden können / sollten, werde ich einem meiner nächsten Artikel nachgehen.

Geschrieben von Beate Peter Kategorie Social Media

Über den Autor

Beate Peter

Beate Peter

Nach dem Studium der Unternehmenskommunikation an der Hochschule der Medien Stuttgart arbeitete Beate Peter seit Anfang 2011 bis zum Oktober 2012 als Beraterin und Projektmanagerin bei modus_vm. Im Fokus ihrer Arbeit stand stets die ganzheitliche Kommunikation. Sie entwickelte kreative Marketingkonzepte mit maximaler Wirkung für unsere Kunden. Die Qualität Ihrer Blogbeiträge schätzen wir sehr, deshalb führen wie Sie hier als Gastautor weiter.